Stefanie Hempel & The Silver Spoons & Special Guests
Stefanie Hempel & The Silver Spoons & Special Guests
Hempel´s Beatles-Show
Music, Storytelling, Comedy und St. Pauli History. Ein Abend mit Hamburgs Beatles-Expertin Stefanie Hempel und ihrem Trio The Silver Spoons. Die Silver Spoons mit der Hamburger Gesangslegende Billy King (Westernhagen, Roland Kaiser) und dem Londoner Ausnahmegitarristen Ben Barritt haben schon mit König Charles und Camilla, mit Otto Waalkes und Udo Lindenberg gesungen. Jetzt bringen sie die Schönheit der dreistimmigen Harmonien der Beatles auch auf die Bühne des St. Pauli Theaters.
Erleben Sie eine hautnahe Begegnung mit der größten Band aller Zeiten, die schönsten Beatles-Songs und ihre Geschichten, Einblicke hinter die Kulissen, Anekdoten aus ihrer wilden Anfangszeit in Hamburg auf St. Pauli, wo die Beatles, laut John Lennon, „erwachsen“ wurden. Und singen Sie mit! Hempel’s Beatles-Show ist interaktiv und Mitmachen überaus erwünscht! In jeder Show gibt es einen Singalong mit dem Publikum und einen Special Guest, der spielt und singt und von seiner Liebe zu den Beatles erzählt. Beatles-Infotainment at its best.
Join the party. Mach Schau and sing along! Let’s celebrate the music and the spirit of the Beatles.
Termine
17. und 18. April 2026
Beginn: 19.30Uhr
Preise
15 bis 39 €
Dauer
ca. 3 Stunden, inkl. Pause
CIAO GEORGE
Ciao George
Am 8.4.2023 in der Nacht zum Ostersonntag ist der Schauspieler George Meyer-Goll gestorben, der seit 2006 in vielen Produktionen auf der Bühne des St.Pauli Theaters stand.
In einer bewegenden Soiree haben sich Kolleginnen und Kollegen, Freunde und Mitstreiter am 15.5. von ihm verabschiedet.
Auf der Bühne waren:
Sabrina Ascacibar, Victoria Fleer, Susanne Janssen, Ilona Schulz, Anneke Schwabe, Anne Weber, Angela Winkler, Holger Dexne, Peter Franke, Knut Koch, Stephan Schad, Franz Wittenbrink, Gerhard Garbers, Marion Martienzen und Ulrich Waller
Und die Musiker:
Uwe Granitza, Lars Hansen, Henrik Kolenda, Matthias Stötzel, Helge Zumdieck
Adieu Jürgen
Adieu Jürgen
Ein Abend für Jürgen Flimm
Am 4. Februar 2023 ist Jürgen Flimm verstorben, der Regisseur und Intendant, der wichtige Jahre seiner Karriere in Hamburg erlebt hat. Am 18.Februar ist er bei Regen und Sturm auf dem Friedhof von Hamelwörden, in der Nähe seines Hauses beerdigt worden.
Am 7.5. haben sich Schauspielerinnen und Schauspieler, Wegfährten und Mitstreiter im St. Pauli Theater, dem Theater in Hamburg, an dem er zuletzt gearbeitet hat, versammelt, um ihn mit Texten, Liedern, Filmausschnitten und persönlichen Erinnerungen noch einmal in unsere Mitte zu holen.
Denn wer im Gedächtnis seiner Freunde lebt, der ist nur fern, der ist nicht tot, hat der Philosoph Kant einmal gesagt. Durch Erinnerungen leben die Toten in uns, den Lebenden weiter.
Persönliche Erinnerungen sollten deshalb einen großen Platz einnehmen. Auch, weil das Erzählen von Geschichten und Anekdoten ganz wesentlich zur Probenmethode des Regisseurs Jürgen Flimm gehörte. Das konnte manchmal länger dauern, aber es war ganz schlicht eine Entspannungsübung, es nahm den Druck raus, gleich etwas vorführen, etwas zeigen zu müssen. Und wenn alle Geschichten erzählt waren, konnte man anfangen.
Am 7. Mai 2023 waren auf der Bühne:
Martina Gedeck, Sven-Eric Bechtolf, Dr. Carsten Brosda, Gerhard Garbers, Burghart Klaußner, Christoph Bantzer, Ludwig von Otting, Hildegard Schmahl, Wolf-Dietrich Sprenger, Stefan Kurt, Armgard Seegers, Stephan Schad, Annette Paulmann, Jan Josef Liefers, Moritz Rinke, Cornelia Schirmer, begleitet von Siegfried Gerlich, Ulrich Waller
Mit freundlicher Unterstützung der Hapag-Lloyd Stiftung
Wir trauern um
George Meyer-Goll
WIR TRAUERN UM
GEORGE MEYER-GOLL
(1949-2023)
Nachruf
Das erste Mal begegnet sind wir uns in der Uni-Mensa in Tübingen – es muss das Jahr 1971 oder 1972 gewesen sein – bei einem Konzert der Nürnberger Rockgruppe „Ihre Kinder“, die Rockmusik mit der deutschen Sprache zu verbinden suchte. Zu der Zeit ein sehr gewagtes Experiment. Da muss der 22-jährige Georg Meyer, wie er sich damals noch nannte, vor mir auf der Bühne gestanden haben. Er spielte neben Querflöte auch Geige und sang auch noch. Ich kann mich an die Gruppe, aber nicht mehr an einzelne Mitglieder erinnern.
Viele Jahre später hat mir Udo gestanden, dass er damals richtig ein bisschen Angst hatte, dass die 1969 gegründete Band mit den deutschsprachigen Texten Erfolg haben könnte. Hatte sie nicht und so war der Weg frei für ihn.
George hat dann aufgehört mit der Musik und ist auf die Münchner Falckenbergschule gegangen. 1977 hat ihn dann gleich Claus Peymann engagiert für die Schlussphase seiner Stuttgarter Intendanz und ihn anschließend mitgenommen nach Bochum, wo George sich zu einem fleißigen Ensemblespieler entwickelte.
Als das Fernsehen auf ihn aufmerksam wurde, trennten sich ihre Wege. Und in diesem anderen Medium machte er ebenso schnell Karriere. Überregional bekannt – und da habe ich ihn zum ersten Mal bewusst gesehen – wurde er in der Serie „Schwarz Rot Gold“ als Zollfahnder Max Doellke, an der Seite von Uwe Friedrichsen, die im Hamburger Hafen dauernd irgendwas Verbotenes aufdeckten. George, immer in einer engen schwarzen Lederhose, war das Enfant terrible der Fahndungstruppe und machte meist irgendwas falsch oder am Rande der Legalität, was Friedrichsen dann wieder in Ordnung bringen musste.
Daneben spielte Meyer-Goll weiter Theater in Köln, am Residenztheater in München, in Basel, Bonn, Frankfurt und in Düsseldorf, wo sich er Anfang der 90er Jahre in eine junge Bühnenbildnerin verliebte, Annelie Büchner, die dann seine Lebensgefährtin und 2013 seine Frau werden sollte.
Seine wichtigen Regisseure in der Zeit hießen Peter Löscher, Fred Berndt, Dimiter Gottscheff, Peter Eschberg, Hansjörg Utzerath und Karin Beier.
2006 kam George dann mit Franz Wittenbrink ans St. Pauli Theater, wo er in der Produktion Lust“ mit seiner glockenhellen Stimme als abgewrackter Penner in den Tiefen eines Strip-Lokal überlebte. Die Premiere, der Einstieg in Wittenbrinks Kiez-Trilogie war ein großer Erfolg. Bis nach drei Tagen plötzlich zwei merkwürdige Gestalten im Backstage-Bereich auftauchten und sich erkundigten, ob es wirklich nur die zwei Abgangsmöglichkeiten von der Bühne gäbe. Sie wiesen sie sich dann als Beamte der David-Wache aus und fragten noch, wann denn die Vorstellung zu Ende sei. Sie hätten mit Herrn Meyer-Goll etwas zu klären.
Nach dem Applaus begleiteten sie George in die Garderobe, ließen ihn sich noch umziehen und nahmen ihn mit auf die benachbarte Wache. Wie sich dann herausstellte, wollte ein Gerichtsvollzieher just an diesem Abend bei Meyer-Goll etwas vollstrecken lassen. Thomas Collien organisierte dann am nächsten Tag einen guten Anwalt, der Licht in das Dunkel brachte und George konnte am Abend wieder auftreten.
Nach diesem fulminanten Einstieg wurde er einer der Protagonisten vieler Wittenbrink-Abende wie „Ritze“ oder „Ricky“, immer obskure Figuren, oft am Rande der Existenz, aber meist philosophisch angehaucht, und da war die Rock- und Soul-Erfahrung, die Meyer-Goll aus seiner Musiker-Zeit mitbrachte, wieder zu hören. Auch in „Willkommen – ein deutscher Abend“, der legendären „Nacht-Tankstelle“ oder den Musicals „Linie S1“ und „Hamburg Royal“ konnte er seine Doppelbegabung als Sänger und Schauspieler ausleben.
Er war ein Schauspieler, der im Zweifelsfall seine Figuren kräftig behauptete, wobei ihm sein leicht fränkischer Tonfall sicher zu Hilfe kam und daneben auch ein begnadeter Komiker. Unvergessen seine Slapstick-Nummer, als er in „Arsen“ versuchte zusammen mit Christian Redl eine Leiche zu verstecken und dabei selbst in der dafür vorgesehenen Truhe landete.
Auf den Proben war das manchmal nicht ganz einfach, weil George sehr oft ein genaues Bild hatte, wie er was spielen wollte und auch, was der Kollege zu tun hatte, damit er das so, wie er dachte, spielen konnte. Das führte dann und wann zu längeren Disputen. Aber von einer besseren Idee ließ er sich immer überzeugen. Und schlechte Laune kannte man bei ihm sowieso nicht. Und wenn etwas gar nicht lösbar schien, fing er kurzerhand an, mit seinen handwerklichen Fähigkeiten, ein Requisit oder eine beschädigte Probentür zu reparieren.
Er spielte an der Seite von Burghart Klaußner in Wilfried Minks` „Tod eines Handlungsreisenden“, war hinreißend komisch in fünf Figuren in Pohls „Wartesaal Deutschland“ und gehörte zum Allstar-Team von „Arsen und Spitzenhäubchen“, mit Angela Winkler und Eva Mattes, als Arzt des Monsters Christian Redl, dem er dauernd ein neues Gesicht machen sollte. Bis zum Jahr 2020, also elf Jahre stand dieses einmalige Ensemble, zu dem auch noch Gerhard Garbers und Uwe Bohm gehörten, zusammen auf der Bühne.
Ende der 80er Jahre hatte er sich in Umbrien, gegenüber von Assisi ein eher unscheinbares Haus aus den 5oer Jahren gekauft, das er als gelernter Maurer zusammen mit Annelie Büchner in einen wunderbaren Ort der Ruhe umbaute, in dem man – dank der Kochkünste seiner Frau – auch vorzüglich speisen konnte. Diese 2. Heimat war ihm, der inzwischen auch Experte für Olivenöl geworden war, über all die Jahre wichtig und er konnte es gar nicht abwarten, im Frühjahr dorthin abzuhauen.
Und so war er auch sofort dabei bei zwei italienisch-deutschen Produktionen des Theaters in der benachbarten Toskana: „Albicocche rosse – Blutige Aprikosen“ als deutscher Besatzungsoffizier, der in einem Dorf italienische Zwangsarbeiter rekrutiert und in „La grande gelata – Der große Frost“ als aufgebrachter deutscher Vater, der sich darüber erregt, dass seine Tochter mit einem Italiener „geht“.
Auch hier war es so, dass es immer ein Glück war, ihn bei einer Produktion dabei zu haben. Er hatte einfach einen guten Instinkt und einen unbestechlichen Blick auf die Kollegen.
Vor zehn Tagen wollte er wieder aufbrechen nach Italien, als ihn sein Herz bei einer Routinekontrolle in Berlin umwarf. Dass es nicht mehr so stark war, wusste er und hat über die Anzahl seiner Bypässe oft Witze gemacht. Und auch einen schweren Sturz vor zwei Jahren auf einer Eisplatte mit einem komplizierten Bruch hat er weggesteckt und anschließend bei „Cabaret“ wieder als Herr Schulz auf der Bühne getanzt.
Diesmal hat ihm sein Körper das, trotz aller Anstrengungen nicht mehr gestattet und er – der mit der Religion nichts am Hut hatte – konnte am Tag der Auferstehung selbst nicht mehr aufstehen. So eine Pointe konnte nur von ihm sein.
Tschüss George, wir werden Dich vermissen.
Unsere Gedanken sind bei Annelie und seinen beiden Kindern.
Ulrich Waller
Termin
15. Mai 2023
Nebenan
Nebenan
Der neue Theaterkrimi von Daniel Kehlmann
Info
Ein bekannter Filmschauspieler, dessen Karriere eigentlich nicht zu bremsen ist und dem auch privat alles zu gelingen scheint, trifft kurz vor einem wichtigen Casting in London, das seine internationale Karriere beschleunigen soll, unten in der Eckkneipe in dem Haus, in dem er ein Loft gekauft hat, auf einen ihm unbekannten Nachbarn. Der fängt an, ihn mit immer neuen Details aus seinem Privatleben zu provozieren. Woher weiß er das alles? Das kann er nicht alles wissen, nur weil er auf der anderen Seite des Innenhofes lebt.
Er entpuppt sich als Mitarbeiter eines Kreditkartenunternehmens, der sich aus den Kontobewegungen seiner Kunden ein exaktes Bild von deren Leben machen kann. Immer wenn der Schauspieler zum Taxi will, enthüllt er ein neues Detail: über die Untreue der Ehefrau, über ganz private Internet-Surfereien, über neue Filmprojekte, die zu scheitern drohen. Und auch zu den gespielten Filmrollen des Schauspielers hat der Nachbar eine ganz dezidierte Meinung.
Der sieht plötzlich sein ganzes Leben vor sich. Und langsam begreift er, dass sich um einen ausgeklügelten Racheplan von jemand handelt, der sich als Gentrifizierungsopfer und Wendeverlierer sieht. Und er scheint zu funktionieren und fängt an, das Leben des vermeintlichen Gewinners völlig durcheinanderzubringen.
Daniel Kehlmann gelingt damit nach „Heilig Abend“, das Dezember 2023 wieder auf dem Spielplan steht, erneut ein richtiger und in dem Aufeinandertreffen dieser zwei eigentlich nicht kompatiblen Welten auch sehr komischer Theaterkrimi mit starken Dialogen und einem überraschenden Plot.
Mit Oliver Mommsen und Stephan Grossmann stehen zwei der gefeierten Protagonisten der Aufführung von „Das perfekte Geheimnis“ wieder zusammen auf der Bühne. Das verspricht nicht nur Spannung, sondern auch eine Menge Spaß.
Mit
Anna Caterina Fadda, Johanna Christine Gehlen/Isabell Giebeler/Anne Weber, Stephan Grossmann, Torsten Hammann, Oliver Mommsen, Nadja Petri, Martin Wolf/Holger Dexne
Regie: Ulrich Waller | Bühne: Raimund Bauer | Kostüme: Ilse Welter
Deutsche Erstaufführung
13. März 2023
Dauer
ca. 90 Minuten, keine Pause
Gefördert von
Unschlagbar gut: Am St. Pauli Theater bilden die TV-Stars Stephan Grossmann und Oliver Mommsen ein wahres Dream-Team. Als unscheinbarer Bruno und Strahlemann-Schauspieler Oliver prallen sie in „Nebenan“ aufeinander. Autor Daniel Kehlmann verdichtet hier ein Stück Zeitgeschichte – die deutsche Wiedervereinigung – zum packenden Machtkampf zweier Männer, die unterschiedlicher nicht sein können. Es geht um Ossis, Wessis, verletzte Gefühle und Lebenslügen. Regisseur Ulrich Waller bringt eine faszinierend dichte Inszenierung auf die Bühne, mit zwei Hauptdarstellern, die vielschichtig und stimmig gestaltete Charaktere zeigen. Am Ende großer Premierenjubel fürs gesamte Ensemble, darunter die rotzige Kneipenwirtin (Nadja Petri) und Stammgast Micha (Torsten Hammann). Ihnen zuzuschauen: Ein hochspannendes Vergnügen!
Hamburger Morgenpost
Oliver, gespielt von Oliver Mommsen, der Mann auf der vermeintlichen Sonnenseite und Stephan Grossmann, der sich als Wendeverlierer sieht, beide spielen ganz wunderbar. Eine Art Ost-West-Abrechnung, mit nie zu Ende ausgeräumten Missverständnissen, Scheinheiligkeit in Beziehungen, der gläserne Mensch. All das sind Themen an diesem Abend. Ganz nebenbei wird auch noch das Image des Schauspielers demontiert. Tragisch und komisch zugleich. Und voller Unterhaltung.
NDR Kulturjournal 90,3
Aber anders als am Burgtheater in Wien, dessen Direktor Martin Kusej die Uraufführung spektakulär versemmelt hat, funktioniert das Stück jetzt, es wirkt wie es wirken soll: deutsch und giftig. Und damit ist es gerettet – vom tollen Ensemble am kleinen Reeperbahn-Theater; in einer Inszenierung, die um viele Klassen besser ist als die Uraufführung.
Michael Laages, Kritiker für Deutschlandradio, Nachtkritik, Die Deutsche Bühne.
Mit Oliver Mommsen und Stephan Grossmann sind die Protagonisten in Kehlmanns Theaterkrimi idealtypisch besetzt. Bei diesem etwas anderen Kneipen-Quiz Grossmann als Wende- und Gentrifizierungs-Verlierer zuzusehen ist nicht nur komisch, sondern bewegend und hochspannend. Und ebenso Spaß macht es, den smarten Oliver dank des ausgetüftelten Racheplans seines Widersachers mehr und mehr leiden zu sehen. Szenenbeifall nicht nur für diese beiden Verlierertypen, sondern minutenlanger Applaus am Ende für das ganze siebenköpfige Ensemble.
Hamburger Abendblatt
Es gibt einen wunderbaren psychologischen Film- Krimi „Nebenan“ mit Daniel Brühl. Wer die Geschichte um den Wendeverlierer Bruno mit voller Wucht erleben will, so dass sie richtig unter die Haut geht, legt aber nicht die DVD ein, sondern geht ins St. Pauli Theater, wo das ungleiche Paar Stephan Grossmann als Bruno im Psychoduell mit Oliver Mommsen als Oliver, und ein großartiges Kneipenpersonal die deutsche Erstaufführung des Kehlmann-Krimis zu einem unvergesslichen Theaterereignis machen.
Regisseur Ulrich Waller hat im gruselig-schönen Dreh-Bühnenbild von Raimund Bauer die Szenen des Stücks nahezu filmisch voneinander getrennt. Was kann das eben Gesehene noch toppen, welche dunklen Seiten werden noch ans Licht kommen? Es wird zuverlässig in der nächsten Szene übertroffen bis zum ebenfalls überraschenden Finale.
Die Welt
Oliver Mommsen und Stephan Grossmann sind die ideale Besetzung für das Stück. Die wechselnde Dynamik und das sich verschiebende Machtverhältnis zwischen den Figuren Bruno und Oliver gelingt ihnen perfekt. Ein spannendes Kammerspiel mit Western-Charakter.
NDR-Hamburg-Journal
Überzeugen kann das Stück auch mit seinen absurden Momenten, die nicht nur der Feder des Autors Daniel Kehlmann, sondern auch dem vertrauten Zusammenspiel von Oliver Mommsen und Stephan Grossmann zu verdanken sind. Sie verleihen „Nebenan“ eine Leichtigkeit, die bei all der Tiefe auch einen kurzweiligen Theaterabend verspricht.
Tag24
Wir trauern um unseren Freund und Regisseur Jürgen Flimm
Wir trauern um unseren Freund und Regisseur Jürgen Flimm
Mit dem Regisseur und Intendanten Jürgen Flimm verliert die deutsche Theaterszene eine ihrer strahlendsten Persönlichkeiten, der als 68er seine Arbeiten immer als politische begriffen und dabei immer auch die Nähe zu seinem Publikum gesucht hat.
Wir sind uns das erste Mal begegnet, als er in Frankfurt bei Michael Giehlen und Klaus Zehelein im Frühjahr 1979 seine erste Oper inszenierte, Luigi Nonos „Al gran sole carico d´amore“. Der Einstieg in eine für einen Schauspielregisseur beispiellose Opernkarriere, die ihn an alle großen Opernhäuser der Welt führen sollte. Die Intendanz der Staatsoper unter den Linden in Berlin war die letzte seiner erfolgreichen Intendanzen.
Nach der Premiere – ich erinnere mich noch an den vor Begeisterung randalierende Rainer Werner Fassbinder und seine Entourage in den Logen im 1. Rang. – trafen wir uns in einer Wohnung im Westend zu Vorgesprächen für Kleists „Käthchen von Heilbronn“, mit dem Flimm seine Kölner Schauspiel-Intendanz eröffnen wollte.
Im darauf folgenden heißen Sommer begannen die Proben. In den Hauptrollen die frisch aus der DDR ausgewiesene Katharina Thalbach und Elisabeth Trissenaar als Kunigunde, die mich regelmäßig nachts nach der Probe aus der „Glocke“, einem berüchtigten Kölner Theaterlokal bei Flimm anrufen ließen, um – auch durch den Alkohol – groß gewordene Probleme endgültig zu klären. Natürlich ist Flimm klugerweise nicht gekommen, denn um diese Uhrzeit hatte Kathi Thalbach noch gar nicht mit ihrem Freund Thomas Brasch telefoniert, der uns regelmäßig mit Inszenierungsvorschlägen bombardierte.
Als sein erster Assistent saß ich natürlich neben ihm auf der Bank. Wir redeten uns nur mit Hennes und Hannes an. Er war Weißweiler, die Legende, ich Löhr, sein Assistent, also das damalige Trainergespann vom 1.FC Köln. Montags gab es im Kölner „Expreß“ immer neue Bilder des Grauens auf der Trainerbank, die ich ins Regiebuch klebte und die Flimm dann mit neuen, auf uns gemünzten, Texten versehen hat.
Und auch wir hatten ein fast unlösbares Problem: die berühmte Szene unter dem Holunderbusch, in der Käthchen fast somnambul dem Ritter, gespielt von Michael Rastl, ihre Liebe offenbart. Die Abendprobe wurde lang und länger, die Konzentration auf der Trainerbank ließ nach. Auch meine Gänge auf die Toilette, wo ich mir regelmäßig minutenlang kaltes Wasser die Unterarme runterlaufen ließ, brachten nichts mehr. Bis Jürgen seinen Kopf auf den Regietisch legte und zu mir rüberflüsterte: „Da passiert doch nichts zwischen denen, verstehst Du das?“
Katharina Thalbach, die nun – ganz gegen die Regieanweisungen Kleists – ihre Augen offensichtlich nicht geschlossen hatte, stand plötzlich auf und kam barfuß mit ihrem kleinen Rucksack durch den Zuschauerraum und baute sich vor uns auf. Und in ihrer direkten Berliner Art kam sie auch gleich zur Sache: „Wat is los, Jürgen?“.
„Ich weiß es auch nicht, aber es ist überhaupt nichts erotisch zwischen Euch beiden. Mich macht das überhaupt nicht an.“ Flimm war mit einem Schlag wieder wach. Das konnte Katharina Thalbach allerdings nur kurz verblüffen: „Wat heßt denn hier keene Erotik? Dann mußt Du die Erotik eben organisieren!“
Und bevor wir schlucken konnten, war das Käthchen wieder auf der Bühne, legte sich auf, neben, unter ihren verwirrten Partner, nahm seine Hand, nahm seinen Kopf und drehte und verbog ihn nach allen Richtungen. „Wie soll ick ihn halten, so, so, oder so? Nu sag mal was, wie sieht det aus? Det is doch ne Wirkungsfrage.“ Jürgen guckte mich etwas ungläubig an: „Hannes, meinste so geht das mit der Erotik?“.
Dabei hatte Flimm mir kurz vorher, in eben dieser berüchtigten „Glocke“, nachts, nach unzähligen Kölsch erklärt: „Uli, eigentlich bin ich gar kein Regisseur, ich bin Wirkungsmechaniker“ und jetzt das. „Siamo in crisi“, hat er in solchen Situationen immer gesagt, er, der eine große Affinität zu Italien und dort Jahre lang einen zweiten Wohnsitz hatte.
Die Aufführung wurde auch wegen ihres poetischen Zaubers ein großer Erfolg. Wir, die wir aus Frankfurt kamen, verstanden das, in unserer Verkopftheit, nur teilweise, weil wir von Wirkungsmechanik wirklich keine Ahnung hatten und alle Zugeständnisse daran für einen Verrat an der Kunst hielten.
Dieser Disput gipfelte dann in einer zweiten Arbeit der Frankfurter Gruppe: Heiner Müllers „Mauser“. Heute würde ich sagen: Einer der letzten Großangriffe des Regietheaters, das sich um Publikum und Vermittelbarkeit als letztes scherte. Und das bei Flimm, der doch den wunderbaren Satz geprägt hat: Das schönste Theater ist ein volles Theater. Das kannten wir in Frankfurt nicht. Der Bühnenbildner, immerhin Erich Wonder, der auch für Flimm viele Räume entworfen hat, hatte den Zuschauerraum so überbaut, dass im Parkett gar niemand mehr sitzen konnte. Und als dann der Regisseur noch den Satz sagte: Wenn ich nur einen Abonnenten in der Premiere sehe, breche ich die Vorstellung ab“, war das Tischtuch leider endgültig zerschnitten, denn Flimm hatte eine vollständig andere Vorstellung im Umgang mit Zuschauern. Und er meinte jeden Zuschauer, nicht nur ein vermeintliches Fachpublikum.
Heute wäre ich klar auf Flimms Seite. Das Dilemma war: Die vorangegangene „Antigone“-Arbeit dieser Gruppe hatte ihm so gefallen, dass er sie unbedingt in Köln haben wollte. Und wenn ihn einmal die Arbeit eines Kollegen oder einer Kollegin begeistert hatte, dann konnte er richtig Fan sein, wie kaum ein anderer Regisseur. Und so war es für ihn überhaupt kein Problem, an die Häusern, die er geleitet hat, Künstler einzuladen, die von ihrem Rennomme mindestens auf seinem Level waren.
Heute – in der Rückschau – sind viele Dinge geblieben von Flimms kleiner Intendantenschule, die ich ein knappes Jahr lang genießen durfte: z.B., dass man eine Spielzeit immer mit einem Fest anfängt, habe ich von ihm gelernt. Auf dem Eröffnungsfest, mit dem er Köln im Sturm eroberte, habe ich kapiert, dass Theater auch Spaß machen kann, auch das kannte ich aus Frankfurt so nicht.
Auch daß man mit Assistenten essen geht und teuren Wein bestellt, von dem man dann nur höchstens ein Drittel der Flasche bezahlt, und dann die Assistenten bluten lässt, das hat es bei ihm, im Gegensatz zu vielen Regiekollegen der 68er Generation wirklich nie gegeben.
Flimm hat früh erkannt, daß diese Generation ein großes Problem hatte mit dem Weitergeben von Wissen und Geheimnissen und, weil sie selbst nicht älter werden konnte oder wollte, ausnahmslos kinderlos geblieben war, d.h. kein Assistent dieser Väter (Frauen gab es zu der Zeit faktisch noch nicht in diesem Beruf) ist ein großer Regisseur geworden.
Und so hat er sich zusammen mit Hark Bohm und Professor Manfred Brauneck an der Gründung eines akademischen Regiestudienganges an der Hamburger Universität beteiligt, der damals völlig neue Wege der Ausbildung ermöglichte. Daraus ist die Theaterakademie entstanden. Fast alle heute gehypten jungen Regisseure haben diese Ausbildung, die dann schnell auch in anderen Städten Schule machte, genossen.
Was man auf dem klassischen Weg in den Beruf als Assistent, der seine Ausbildung quasi als Lehrlingsausbildung vom Regisseur erhält, besser lernen kann, ist der Umgang mit Schauspielern. Und den konnte man bei ihm wirklich studieren, weil er als Arztkind die Nähe von Schauspieler und Patient immer im Kopf hatte und nie alles Ernst nahm, was Schauspieler oder Schauspielerinnen in der Not und im Kampf mit einer Rolle erfinden und von sich geben. Daß das Problem mit einer Figur vielleicht ganz andere, manchmal auch ganz banale oder private Gründe haben konnte und man sich auch um die kümmern mußte, wußte er sehr genau. Unvergessen auch seine Fähigkeit bei den vielen Trauerreden, die er für Kollegen halten mußte, immer den Kern, das Besondere eines Menschen zu treffen und nochmal sichtbar zu machen. Und sicher war das Arztkind in ihm auch mitverantwortlich für seine Treue zu Künstlern, die in Not geraten waren, sozial oder gesundheitlich oder sonst wie. In wie vielen Fällen hat er da geholfen, ohne darüber zu reden. Das hat mir immer genauso imponiert, wie seine Großzügigkeit im Privaten.
Ich bin damals weggegangen von Köln nach Hamburg und habe dann eine ganz andere Seite von ihm kennenlernen dürfen. Sein Elefanten-Gedächtnis und dass man ihn nicht so einfach verlässt, jedenfalls nicht so einfach mit einem Brief. Mindestens fünfzehn Jahre, glaube ich, hat er danach nicht mehr mit mir gesprochen.
Nach unserer Versöhnung, haben wir uns immer wieder getroffen im Lauf der Jahre. Ein Abend mit ihm war nie ein verlorener Abend, manchmal kam er aus dem Nichts, wie in jener durchtrunkenen Winternacht in der Nähe seiner Wohnung in Berlin, als ich von hinten nur seinen Schatten sah. Und bevor man lange herumredete, war die nächste Kneipe erreicht, der beste Rotwein auf dem Tisch und alles, als wäre es erst gestern gewesen.
In meiner Kammerspiele-Zeit hat er sich das ein oder andere Mal schützend gegen Attacken aus der Politik vor uns gestellt, wenn es nötig war. Und irgendwann haben wir angefangen darüber zu sprechen, ob Flimm nach seiner Opernzeit nicht noch einmal wieder zurückkehren wolle ins Sprechtheater. Und er wollte. Und so kam es, daß wir in seinem provisorischen Intendantenzimmer im Schillertheater, in dem die Staatsoper Berlin einquartiert war, über Stücke geredet und Termine hin- und her geschoben haben. Aber es war wie verhext, als sollte es nicht sein. Und als ich es schon fast nicht mehr daran geglaubt hatte, kam Flimm an, mit dem Vorschlag „Gefährliche Liebschaften“ und gleich auch mit einer fulminanten Besetzung. Die Rückkehr von Flimm ins Sprechtheater, der Kunst, in der er groß geworden war, plötzlich schien sie zu klappen.
Februar 2020: Die Proben liefen gut in Berlin, bis zwei Wochen vor der Premiere die schwarze Covid-Wolke auftauchte. Ich fuhr noch hin, sah einen sehr spannenden Durchlauf, mit einer zwischen kühler Souveränität und Gefühlsverwirrtheit virtuos schwankenden Martina Gedeck, einer bis ins Herz aufgerissenen Meike Droste und dazwischen einen bis an die Grenze unverschämten Sven Eric Bechtolf als Valmont auf einem Drahtseil tanzend zwischen Glanz und Absturz.
Klar, das war alles noch nicht ganz fertig, noch nicht im Detail abgeprüft an der Realität der Bühne. Aber man konnte eine richtig tolle Aufführung in Hamburg erwarten, eine eindrucksvolle Rückkehr. Nach dem Durchlauf wurde ich aber überschwemmt mit ganz anderen Problemen. „Was mache ich am Montag? Kann mein Kind noch in die Kita?“ – „Kommen wir überhaupt noch nach Hamburg?“. Am Montag sollte technische Einrichtung sein, ab Dienstag die Schauspieler und Schauspielerinnen auf die Bühne des St.Pauli Theaters kommen. Dazu kam es nicht mehr durch Corona und die nicht aufhören wollenden Lockdowns, was keiner mehr bedauert hat als ich. Und leider kam es auch nicht mehr zum „Letzten Band“ von Flimm mit einem seiner Lieblingsschauspieler aus Thalia-Zeiten Wolf-Dietrich Sprenger.
An all das mußte ich denken nach unserem letzten Treffen vor zwei Monaten bei ihm auf dem Land, auf seinem großen alten Hof bei Stade, wo wir drei Stunden lang Käsekuchen essend höchst vergnügt durch die Theatergeschichte surften. Und auch als ich ihn noch einmal vor ein paar Tagen sah, da war er schon auf dem Weg in eine andere Welt. Und die Elbe schien sich bei der Fahrt mit der Fähre von Wischhafen nach Glücksstadt in den Styx zu verwandeln.
„Blau“ soll eines seiner letzten Worte gewesen sein. Jetzt ist er drüben angekommen. Ich bin sicher, dort wird er bald wieder inszenieren.
Meine Gedanken sind bei Susanne Ottersbach, die ihn mit soviel Liebe und schier nie enden wollender Kraft so lange begleitet und ihm mehr als einmal im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet hat.
Tschüß Jürgen. Geh schon mal vor und mach die Flaschen auf. Wir kommen nach.
Ulrich Waller
Nebenan
Nebenan
Theaterkrimi von Daniel Kehlmann
Stückinfo
Ein bekannter Filmschauspieler, dessen Karriere eigentlich nicht zu bremsen ist und dem auch privat alles zu gelingen scheint, trifft kurz vor einem wichtigen Casting in London, das seine internationale Karriere beschleunigen soll, unten in der Eckkneipe in dem Haus, in dem er ein Loft gekauft hat, auf einen ihm unbekannten Nachbarn. Der fängt an, ihn mit immer neuen Details aus seinem Privatleben zu provozieren. Woher weiß er das alles? Das kann er nicht alles wissen, nur weil er auf der anderen Seite des Innenhofes lebt.
Er entpuppt sich als Mitarbeiter eines Kreditkartenunternehmens, der sich aus den Kontobewegungen seiner Kunden ein exaktes Bild von deren Leben machen kann. Immer wenn der Schauspieler zum Taxi will, enthüllt er ein neues Detail: über die Untreue der Ehefrau, über ganz private Internet-Surfereien, über neue Filmprojekte, die zu scheitern drohen. Und auch zu den gespielten Filmrollen des Schauspielers hat der Nachbar eine ganz dezidierte Meinung.
Der sieht plötzlich sein ganzes Leben vor sich. Und langsam begreift er, dass sich um einen ausgeklügelten Racheplan von jemand handelt, der sich als Gentrifizierungsopfer und Wendeverlierer sieht. Und er scheint zu funktionieren und fängt an, das Leben des vermeintlichen Gewinners völlig durcheinanderzubringen.
Daniel Kehlmann gelingt damit nach „Heilig Abend“ erneut ein richtiger und in dem Aufeinandertreffen dieser zwei eigentlich nicht kompatiblen Welten auch sehr komischer Theaterkrimi mit starken Dialogen und einem überraschenden Plot.
Mit Oliver Mommsen und Stephan Grossmann stehen zwei der gefeierten Protagonisten der Aufführung von „Das perfekte Geheimnis“ wieder zusammen auf der Bühne. Das verspricht nicht nur Spannung, sondern auch eine Menge Spaß.
Mit
Johanna Christine Gehlen/Isabell Giebeler/Anne Weber, Stephan Grossmann, Torsten Hammann, Oliver Mommsen, Nadja Petri, Martin Wolf/Holger Dexne, Franziska Weidling
Regie: Ulrich Waller | Bühne: Raimund Bauer | Kostüme: Ilse Welter
Neue Termine
3. bis 11. Januar 2026
Beginn jew. 19.30 Uhr, sonntags um 18 Uhr
Dauer
ca. 90 Minuten, keine Pause
Preise
Dienstags bis donnerstags und sonntags 17,90 € bis 54,90 €
Freitags und samstags 19,90 € bis 59,90 €
Schüler/innen, Studierende und Auszubildende: 50 % des Kartennettopreises
Gefördert von
Pressestimmen
Unschlagbar gut: Am St. Pauli Theater bilden die TV-Stars Stephan Grossmann und Oliver Mommsen ein wahres Dream-Team. Als unscheinbarer Bruno und Strahlemann-Schauspieler Oliver prallen sie in „Nebenan“ aufeinander. Autor Daniel Kehlmann verdichtet hier ein Stück Zeitgeschichte – die deutsche Wiedervereinigung – zum packenden Machtkampf zweier Männer, die unterschiedlicher nicht sein können. Es geht um Ossis, Wessis, verletzte Gefühle und Lebenslügen. Regisseur Ulrich Waller bringt eine faszinierend dichte Inszenierung auf die Bühne, mit zwei Hauptdarstellern, die vielschichtig und stimmig gestaltete Charaktere zeigen. Am Ende großer Premierenjubel fürs gesamte Ensemble, darunter die rotzige Kneipenwirtin (Nadja Petri) und Stammgast Micha (Torsten Hammann). Ihnen zuzuschauen: Ein hochspannendes Vergnügen!
Hamburger Morgenpost
Oliver, gespielt von Oliver Mommsen, der Mann auf der vermeintlichen Sonnenseite und Stephan Grossmann, der sich als Wendeverlierer sieht, beide spielen ganz wunderbar. Eine Art Ost-West-Abrechnung, mit nie zu Ende ausgeräumten Missverständnissen, Scheinheiligkeit in Beziehungen, der gläserne Mensch. All das sind Themen an diesem Abend. Ganz nebenbei wird auch noch das Image des Schauspielers demontiert. Tragisch und komisch zugleich. Und voller Unterhaltung.
NDR Kulturjournal 90,3
Aber anders als am Burgtheater in Wien, dessen Direktor Martin Kusej die Uraufführung spektakulär versemmelt hat, funktioniert das Stück jetzt, es wirkt wie es wirken soll: deutsch und giftig. Und damit ist es gerettet – vom tollen Ensemble am kleinen Reeperbahn-Theater; in einer Inszenierung, die um viele Klassen besser ist als die Uraufführung.
Michael Laages, Kritiker für Deutschlandradio, Nachtkritik, Die Deutsche Bühne.
Mit Oliver Mommsen und Stephan Grossmann sind die Protagonisten in Kehlmanns Theaterkrimi idealtypisch besetzt. Bei diesem etwas anderen Kneipen-Quiz Grossmann als Wende- und Gentrifizierungs-Verlierer zuzusehen ist nicht nur komisch, sondern bewegend und hochspannend. Und ebenso Spaß macht es, den smarten Oliver dank des ausgetüftelten Racheplans seines Widersachers mehr und mehr leiden zu sehen. Szenenbeifall nicht nur für diese beiden Verlierertypen, sondern minutenlanger Applaus am Ende für das ganze siebenköpfige Ensemble.
Hamburger Abendblatt
Es gibt einen wunderbaren psychologischen Film- Krimi „Nebenan“ mit Daniel Brühl. Wer die Geschichte um den Wendeverlierer Bruno mit voller Wucht erleben will, so dass sie richtig unter die Haut geht, legt aber nicht die DVD ein, sondern geht ins St. Pauli Theater, wo das ungleiche Paar Stephan Grossmann als Bruno im Psychoduell mit Oliver Mommsen als Oliver, und ein großartiges Kneipenpersonal die deutsche Erstaufführung des Kehlmann-Krimis zu einem unvergesslichen Theaterereignis machen.
Regisseur Ulrich Waller hat im gruselig-schönen Dreh-Bühnenbild von Raimund Bauer die Szenen des Stücks nahezu filmisch voneinander getrennt. Was kann das eben Gesehene noch toppen, welche dunklen Seiten werden noch ans Licht kommen? Es wird zuverlässig in der nächsten Szene übertroffen bis zum ebenfalls überraschenden Finale.
Die Welt
Oliver Mommsen und Stephan Grossmann sind die ideale Besetzung für das Stück. Die wechselnde Dynamik und das sich verschiebende Machtverhältnis zwischen den Figuren Bruno und Oliver gelingt ihnen perfekt. Ein spannendes Kammerspiel mit Western-Charakter.
NDR-Hamburg-Journal
Überzeugen kann das Stück auch mit seinen absurden Momenten, die nicht nur der Feder des Autors Daniel Kehlmann, sondern auch dem vertrauten Zusammenspiel von Oliver Mommsen und Stephan Grossmann zu verdanken sind. Sie verleihen „Nebenan“ eine Leichtigkeit, die bei all der Tiefe auch einen kurzweiligen Theaterabend verspricht.
Tag24
Der kleine Prinz
Der kleine Prinz
Nach Antoine de Saint-Exupéry
In einer Fassung von Felix Bachmann und Cornelius Henne
Stückinfo
Mit viel Live-Musik!
Das diesjährige Weihnachtsmärchen wird eine Theaterfassung der legendären Erzählung des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry sein – ein Klassiker der Weltliteratur mit einer sehr poetischen Kritik an der Erwachsenwelt und der heutigen Konsumgesellschaft, in der nur Äußerlichkeiten zählen und zwischenmenschliche Werte in den Hintergrund getreten sind.
Auf der Suche nach einem Freund verlässt der kleine Prinz seine wunderschöne Blume und reist von Planet zu Planet. Dort begegnet er Gestalten, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und dabei die wichtigen Dinge verdrängt haben.
Als er auf dem Planeten Erde landet, trifft er einen Fuchs, der ihm die Geheimnisse einer einmaligen Bindung zwischen zwei Wesen erklärt: „Du bist zeitlebens verantwortlich für das, was Du Dir vertraut gemacht hast.“ Und: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Schließlich findet der kleine Prinz mitten in der Wüste einen Menschen, der für ihn zum lang gesuchten Freund wird. Als es Zeit ist, kehrt er zu seiner Blume zurück, um ihr von seinen Abenteuern zu berichten.
Ein Plädoyer für Freundschaft und Menschlichkeit.
Felix Bachmann und sein Team, die sich auch schon für die letzten erfolgreichen Weihnachtsproduktionen, wie „Janosch – komm wir finden einen Schatz“ und „Das Dschungelbuch“ verantwortlich zeichnen, werden aus dem Stoff wieder ein Stück mit viel Musik für Jung und Alt machen.
Für Kinder ab 5 Jahren
Schauspieler und Kreativteam
Mit: Thorben Korn, Joannie Labelle/Felix Barg, Marina Lubrich, Peter Neutzling, Kim Rosner u.a.
Regie: Felix Bachmann | Bühne: Anna Kasten
Kostüme: Martina Müller | Musikalische Leitung/Komposition: Thorben Korn | Liedtexte: Anne X. Weber
Dauer
ca. 60 Minuten, ohne Pause – Änderungen vorbehalten!
Eule findet den Beat
EULE FINDET DEN BEAT – MIT GEFÜHL
Nach dem gleichnamigen Hörspiel von Charlotte Simon, Nina Addin und Christina Anders
Stückinfo
Theater-Konzert mit Live-Musik
Nach dem großen Erfolg des ersten Theater-Konzerts, kommt nun endlich die Fortsetzung. Das Regie-Duo um Christina Anders und Cristiana Garba inszeniert auch den dritten Teil der Eule-Hörspielreihe.
Musik ist die Sprache der Gefühle. Das findet Eule im dritten Teil ihrer aufregenden Reise durch die Welt der Musik heraus – denn sie möchte ihren ersten eigenen Ukulele-Song schreiben! Aber wie macht man das überhaupt?
Auf ihrer Suche nach Antworten, was es braucht, um ein erstes eigenes Lied zu komponieren, stellt Eule nicht nur ein Konzert im Wald auf die Beine, sie lernt auch eine ganze Reihe neuer musikalischer Freunde kennen. Jeder mit einem anderen Gefühl im Gepäck, das seinen ganz eigenen Beat hat. So begegnen ihr Gefühle wie Liebe, Freude und Mut, aber auch Traurigkeit, Wut und Angst kreuzen ihren Weg. Am Ende hat Eule jede Menge über Gefühle erfahren und spürt, wie gut es tut, diese durch Musik auszudrücken.
Lotet die Show zum ersten Hörspiel die Grenzen zwischen Theater, Konzert und interaktiver Party aus, stellen Anders und Garba mit der Inszenierung des dritten Teils die Gefühle ins Zentrum. „Uns ist wichtig, dem Publikum die Gefühle sprichwörtlich nah zu bringen“ so das Regie-Duo. Am Musik-Live-Erlebnis wird sich dadurch für die jungen Zuschauer*innen aber nichts ändern. Mit ihrem eingespielten fünfköpfigen Team wird es auch dieses Mal nur live performte Songs geben.
Für Kinder ab 4 Jahren
Schauspieler und Kreativteam
Mit: Jonas Anders, Andreas Christ, Leo Lazar, Nikola Lenk, Kristin Riegelsberger
Regie: Christina Anders und Cristiana Garba | Bühne: Azizah Hocke
Kostüme: Patricia Royo | Musikalische Leitung: Jonathan Wolters | Choreographische Leitung: Regina Rossi | Licht und Ton: Hanno Petersen
Termin
Samstag, 10. Januar 2026
Beginn: 11 und 15 Uhr
Preise
22,90 und 26,90 €
Dauer
ca. 70 Minuten, ohne Pause – Änderungen vorbehalten!
Gefördert durch die Kulturbehörde Hamburg, die Hamburgische Kulturstiftung, die Rudolf Augstein Stiftung und die Stiftung Rheingau Musik Festival

Stimmen zu „Eule findet den Beat – mit Gefühl“
„Ich habe ein zauberhaftes Stück über Gefühle gesehen, doch ein Gefühl möchte ich noch hinzufügen: Meine Bewunderung.“
Rolf Zuckowski nach der Premiere
IM SCHATTEN DER DIKTATUR
IM SCHATTEN DER DIKTATUR
Der Schauspieler René Deltgen
von Frank Feitler und Kristof van Boven
Info
Er ist der berühmteste Sohn der Stadt Esch, die 2022 Kulturhauptstadt Europas war, der Schauspieler René Deltgen. Er war 19, als er Luxemburg verließ, um in Köln Schauspiel zu studieren. Der „Escher Jong“ wurde schwindelerregend schnell von Publikum und Presse gefeiert. Als die Nazis die Macht übernahmen, stieg er auf in die erste deutsche Schauspielergarde und wurde ein Liebling von Joseph Goebbels. Bei seinen Landsleuten fiel er deswegen in Ungnade und empört über seine Unterschrift unter zwei Nazi-Manifeste, die die Luxemburger zum Anschluss an Deutschland bzw. zum Eintritt in die Hitler-Jugend aufforderten, verurteilten sie ihn nach dem Krieg als Kollaborateur und bürgerten ihn aus. In Deutschland konnte er seine Karriere völlig unbelastet fortsetzen.
Die beiden auch in Deutschland erfolgreichen Luxemburger Schauspieler André Jung (zuletzt im Kino zu sehen in „Wanda mein Wunder“ und in der Fernsehserie „Unbroken“) und Luc Feit (Babylon Berlin) versuchen, sich Deltgen anzunähern und sich ein Bild zu machen vom Leben eines Künstlers in der Diktatur.
Schauspieler und Kreativteam
Mit: André Jung, Luc Feit
Regie: Ulrich Waller
Ausstattung: Raimund Bauer
Produktion: Escher Theater
Ko-Produktion: Esch2022 – Capitale Européenne de la culture, Théâtre de la Ville de Luxembourg, St. Pauli Theater, Hamburg
Termin:
11. April 2024, Beginn: 19.30 Uhr
Preise:
17,90 € bis 47,90 €
Dauer der Vorstellung:
ca. 70 Minuten, keine Pause
Pressestimmen
„Westdeutsche Nachkriegskinder kennen Renè Deltgen als «Paul Temple»-Sprecher im Radio und als «Der Hexer» im Edgar-Wallace-Kino; die letzte Fernsehrolle war der Alm-Öhi in einer «Heidi»-Verfilmung. Deltgen, auf Helden spezialisiert, verstrickte sich tief in der Medien-Strategie der Nazis in Propagandafilmen der UFA und stand kurz vor Kriegsende noch auf der Liste von Hitlers Lieblingsschauspielern.
Der Staat Luxemburg entzieht ihm nach dem Krieg die Staatsbürgerschaft. Der Prozess um Deltgens Nazi-Verstrickung spielt eine große Rolle in der Inszenierung von Ulrich Waller; und beispielhaft naiv verteidigt sich der berühmte Schauspieler – er sei doch immer nur das gewesen, Schauspieler eben, und er habe doch immer nur Aufträge und Verträge erfüllt … kein Schuldbewusstsein, nirgends. Besonders übel nahm ihm das Heimatland, dass er unter jungen Leuten offiziell geworben hatte für die Nazis.
Autor Feitler hat einen Dialog für zwei Schauspieler geschrieben. Ein überdimensionaler Reisekoffer steht auf der Bühne – wird er aufgeklappt, erscheint darin ein feines Garderobenzimmer: Deltgens Room. Und je öfter der ältere in den Schminkspiegel schaut, desto mehr verwandelt er sich in das Objekt der Recherche: eben in das René-Deltgen-Ich. André Jung (auch ein Luxemburger) spielt diesen Deltgen – eindrucksvoll formt er dessen Profile, auch die Masken. Vor Gericht etwa versteinert er geradezu in verzweifelter Ahnungslosigkeit. Luc Feit ist derweil der ewige Angreifer – Mitschuld zu benennen ist immer leichter, als sie zu akzeptieren, sie zu tragen.
Aus Raimund Bauers Klappkoffer heraus (in den der alte Deltgen immer zurück flüchten kann) und mit viel dokumentarischem Film-Material, auf den Koffer projiziert, gelingt ein dichter kleiner Abend. Die Recherche um «En Escher Jong» erinnert an Kraft und Klarheit im Umgang mit Geschichte.“
Theater heute, Mai 22
„Der Luxemburger René Deltgen, der während der Hitlerzeit in Deutschland zu einem Star wurde, war zweierlei: ein Pionier in der Filmbranche – und ein Landesverräter. Oder nicht? Was bewegte den Mann, der laut eigener Aussage kein Faschist war und doch mit verschiedenen „Nazi-Bonzen“ verkehrte? In „En Escher Jong“ tasten sich Luc Feit und André Jung auf packende Weise an diese Fragen heran.
Wie hätte man selbst an Deltgens Stelle reagiert? Hätte man sich stärker gegen den Faschismus aufgelehnt? Wäre man nach dem Aufstieg Hitlers endgültig nach Luxemburg zurückgekehrt und hätte damit seiner Schauspielerexistenz einen Todesstoß versetzt.“
Luxemburger Tagblatt
„Dem hervorragenden André Jung kauft man die Rolle des Deltgen unbedingt ab. Mal selbstbewusst, mal naiv, mal genervt und dann wieder verloren und verzweifelt … Sagt er die Wahrheit oder sind es Ausreden? Ist es Naivität, Dummheit oder Lässigkeit? Und als Zuschauer erlebt man alle möglichen Emotionen, von Wut bis Mitleid, von Verachtung bis Widerwillen. Man fragt sich, wer bin ich, da zu urteilen?
Sehr ernste Themen, die für aktuelle Ereignisse relevant sind, werden von Jungs Partner Luc Feit ans Licht gebracht. Und so wird auch suggeriert, dass es heute viel einfacher ist, all diese Fragen zu stellen. Und das bleibt so, bis zum Schluss, weil vieles nicht klar ist, weil es auf vieles keine Antwort gibt. Und Deltgen selbst hat auch keine Antworten. Er schweigt. Das Stück zeigt, dass es oft nicht nur schwarz und weiß ist.“
Radio 107/Luxemburg
„Regisseur Waller führt seine beiden Darsteller spielerisch und scheinbar improvisatorisch an die Figur Deltgen heran. Eine feine Idee. Überzeugend umgesetzt. Auch dank der nostalgisch anmutenden Kulisse von Raimund Bauer läßt sich das Publikum gerne mitnehmen Deltgens Karrierestationen zu folgen. In der Textfassung von Frank Feitler und Kristof van Boven hinterfragen Andrè Jung und Luc Feit gekonnt Deltgens Wirken im Spannungsfeld von Kunst und Politik. Eine eindringliche Inszenierung, die am Ende gefeiert wurde.“
Hamburger Abendblatt


















































































