Endspiel (Fin de Partie)

von Samuel Beckett
in der Übersetzung von Elmar Tophoven

Sie waren drei der Stars und absolute Publikumslieblinge der legendären Intendanz von Jürgen Flimm am Thalia Theater. Bei der Gedenkfeier zu seinen Ehren im St. Pauli Theater konnte man sie endlich mal wieder in Hamburg auf der Bühne sehen. Wir wollen es nicht bei diesem einmaligen Wiedersehen belassen und so entstand der Wunsch, mit Sven-Eric Bechtolf, Stefan Kurt und dem Regisseur und Schauspieler Wolf-Dietrich Sprenger noch einmal eine Neufassung ihrer gefeierten Produktion von Becketts fulminantem Klassiker „Endspiel“ zu machen.

Angesichts der Weltlage liest sich Becketts Klassiker wie ein Kommentar zur Lage: Nach einer großen Katastrophe ist ein Teil der Welt zu Asche geworden, in anderen gibt es keine Bevölkerung, woanders viele Dinge des alltäglichen Lebens nicht mehr: Brei, Pralinen, Särge, Elektrizität, Hunde, Möwen, Wälder, Regen und Natur – die Zivilisation ist zerfallen und von irgendwoher droht inzwischen eine neue Gefahr, die demnächst das endgültige Ende der Menschheit herbeiführen wird.

Indem der Nobelpreisträger Beckett die menschliche Sinnsuche und die Ausweglosigkeit thematisiert und sie sinnlich erfahrbar macht, erhob er die Verlorenheit und Orientierungslosigkeit zum theatralischen Prinzip. Nach seinen „Godot“-Suchern folgt in „Endspiel“ ein weiteres Schicksalspaar: Hamm und Clov sind zwei traurige Clowns, die sich im größten Chaos Gewissheit ersehnen, im Angesichts des Nichts auf Bedeutung  hoffen – und in ihrem Anrennen und Anspielen gegen das Unausweichliche, den (eigenen) Tod, fast beiläufig die großen Fragen zur menschlichen Existenz und dem Sinn des Lebens stellen.

„Bechtolf und Kurt machen aus Becketts nicht enden wollenden Ritualen der Erschöpfung mit einfachsten Mitteln, mit den Rollen, ihrem Einhalten und der Abweichung, der Annäherung und dem Abstoßen der Menschen totales Theater, weil die Inszenierung Beckett vertraut, der nicht nur Dichter, sondern auch Regisseur war. Ein Glücksfall für das Theater“, jubelte die taz.

Jetzt wollen sich die drei zusammen mit Michael Prelle („Monsieur Claude“) und Barbara de Koy als die alten Negg und Nell diesem Text noch einmal nähern, 30 Jahre danach, mit all dem Wissen und der Erfahrung und es soll wieder ein Theaterfest werden.

Nach „Glückliche Tage” mit Miriam Goldschmidt und „Das letzte Band“ mit Otto Sander ist „Endspiel” der dritte Beckett-Klassiker auf der Reeperbahn.

Mit großzügiger Unterstützung durch die Hapag-Lloyd-Stiftung

Mit

Sven-Eric Bechtolf, Barbara de Koy, Stefan Kurt und Michael Prelle

Regie: Wolf-Dietrich Sprenger  | Bühne: Rena Donsbach | Kostüme: Susann Günther

von Samuel Beckett – in der Übersetzung von Elmar Tophoven

Premiere

6. Januar 2024

Dauer

ca. 110 Minuten, keine Pause

Pressestimmen

„Samuel Becketts „Endspiel“ ist ein düsteres Szenario. Tatsächlich wird jedoch während des 110-minütigen Abends viel gelacht: Regisseur Wolf-Dietrich Sprenger inszeniert den Klassiker des absurden Theaters als unterhaltsamen Weltuntergang. Sven-Eric Bechtolf und Stefan Kurt verkörpern ihre Figuren, den herrschsüchtigen Hamm und den devoten Clov genial. Ein großartiges Schauspiel mit tröstenden Momenten.“
Hamburger Morgenpost

„Wer das gegenwärtige Theater in seiner postdramatischen Diskurslastigkeit und beiläufigen Coolness ablehnt, kann sich freuen, hier endlich einmal wieder tolle Schauspieler zu bewundern, die ihr Handwerk mit Lust, Können und Kreativität ausführen und Emotionen per Stirnrunzeln bis in die letzte Reihe vermitteln.“
Hamburger Abendblatt

„Ein sehr außergewöhnlicher Abend mit einer extrem amüsanten Beckett-Phantasie“
NDR-Kultur

Szenenfotos der Aufführung am Thalia Theater von 1992

Nichts ist komischer als das Unglück

„Wir wollen so viele Lacher wie möglich aus diesem schrecklichen Zeugs herausholen“, hat Autor Samuel Beckett 1957 vor der Uraufführung seines „Endspiels“ zu seinen Hauptdarstellern gesagt.
Wolf Dietrich Sprenger hat sich offensichtlich bei seiner „Endspiel“-Interpretation an diese Anweisungen gehalten. Er und seine Darsteller machen die Endzeitstimmung der letzten Überlebenden
in einer abgeschlossenen Welt zum phantasievollen und übermütigen Slapstick.
Seine Helden Hamm (Sven-Eric Bechtolf) und Clov (Stefan Kurt) spielen ihre oft bitterbösen Dialoge im Geist von Dick und Doof. Und auch Nagg und Nell, die ungeliebten Eltern von Hamm, die ihre Beine
verloren haben finden: „Nichts ist komischer als das Unglück“. Schmerz und Komik liegen – wie immer nah beieinander.
Regisseur Sprenger und seine Darsteller haben nicht nach Symbolen in diesem für Interpretationen so reichen Text gesucht. Schon Beckett hielt nichts von Rätseln und Lösungen: „Es gibt für solch ernstes Zeug
Universitäten, Kirchen, Cafes etc.“
Sprengers Inszenierung ist leicht, locker, kurzweilig, komisch und wunderbar unterhaltsam. Er hat bei seinem „Endspiel“ weniger an das Ende als ans Spiel gedacht und hat das Theater nicht mit einer
existenzialistischen Kirche verwechselt. Das Publikum war begeistert.

Armgard Seegers im Hamburger Abendblatt über die Inszenierung.

Leseprobe der Neuinszenierung